
QUEEN MARY 2, zwei Treffen und ein Traum
Wenn die Königin Hamburg verlässt
Ich werde diesen Moment nie vergessen.
Ein lauer Abend im August, das Licht über der Elbe flirrt. Ich stehe mit tausenden anderen Menschen an den Landungsbrücken. Manche haben Klappstühle mitgebracht. Andere Bierflaschen in der Hand. Viele warten einfach still. Es liegt diese besondere Erwartung in der Luft – wie bei einem Abschied, den man nicht so schnell wieder bekommt.
Und dann kommt sie. Lautlos, majestätisch. Die QUEEN MARY 2.
Die Menge wird plötzlich unruhig, Kameras klicken. Als das Schiff langsam an uns vorbeizieht, bricht ein Applaus los. Einige winken mit Taschentüchern. Ich auch. Und obwohl ich sie vorher nie persönlich erlebt hatte, spüre ich einen Kloß im Hals. So, als würde jemand Wichtiges für eine lange Zeit gehen. Jemand, der irgendwie dazugehört. Nicht einfach so, heißt es, Hamburg sei der heimliche Heimathafen der QUEEN MARY 2.
Das war meine erste Begegnung. Als Zuschauerin. Und ich wusste sofort: Ich muss dieses Schiff selbst erleben.
Ein Jahr später stehe ich auf dem Sonnendeck. Wieder ein lauer Abend. An Hamburgs Landungsbrücken winken abermals tausende Menschen und diesmal bin ich an Bord der QUEEN MARY 2. Und diesmal winke ich zurück, während das Lied "Hamburg, meine Perle" ertönt. Wieder begleiten unzählige Boote "Ihre Majestät" während wir unter Jubel langsam die Elbe hinabgleiten – Richtung Cuxhaven, Richtung Nordsee, Richtung Southampton.
In meiner Kabine wartet schon ein Tablett mit eisgekühltem Sekt und kleinen Canapées. Ich öffne die Tür zum Balkon, trete hinaus, lehne mich an die Reling – und merke: Das hier ist nicht einfach eine Kreuzfahrt. Es ist eine Inszenierung. Eine Einladung in eine andere Welt.
Und ich nehme sie sehr gerne an.
Am Vormittag nehme ich Platz im Planetarium. Ja, auf diesem Schiff gibt es eines – das einzige schwimmende der Welt. Ich lehne mich in den Kinosessel zurück, der Saal verdunkelt sich, über mir funkeln Sterne. Und während auf der Leinwand die Milchstraße aufzieht, habe ich kurz das Gefühl, ich schwebe. Kein Land in Sicht, aber die ganze Welt im Blick.
Nachmittags sitze ich in der Tea Time bei frisch gebackenen Scones mit Clotted Cream. Das Streichquartett spielt, der Tee wird aus Porzellankannen eingeschenkt, Kellner in weißen Jacken gleiten zwischen den Tischen hindurch. Alles ist still und würdevoll, fast ein bisschen aus der Zeit gefallen. Und genau das macht den Reiz aus.
Abends das Gegenteil: Lichter, Beats, Menschen in Abendgarderobe. Die Discothek auf der Queen ist erstaunlich lebendig – und ja, sie kann auch mal bis vier Uhr morgens gehen. Ich tanze mit Gästen aus aller Welt. Wir lachen, stoßen an, und irgendwann verliere ich jedes Zeitgefühl. Nur das Meer ist da, draußen, ganz ruhig.
Und dann das Essen. Mehrgängige Menüs, elegantes Art-déco-Ambiente, Service wie aus einem alten Film. Ich kann mich kaum entscheiden, so gut schmeckt alles. Irgendwann ertappe ich mich dabei, dass ich mir wünsche, die Seereise wäre ein bisschen länger – nur damit ich noch öfter essen gehen kann.
In diesen Tagen an Bord passiert etwas, das ich so gar nicht erwartet hatte: Ich bin nicht einfach auf Kreuzfahrt. Ich bin auf Zeitreise. Ich reise durch die Geschichte der Ozeandampfer. Durch eine Ära, in der man sich noch Zeit nahm fürs Reisen. Und für sich selbst.
Und eines weiß ich sicher: Diese Reise endet für mich noch nicht in Southampton.
Denn die Atlantiküberquerung steht auf meiner Bucket List. Ganz oben. Sechs Tage offline mit Meerblick. Ich bin bereit, wieder an Bord zu gehen. Diesmal Richtung Atlantik. Richtung New York.
Was du aus dieser Geschichte mitnehmen kannst:
Große Träume beginnen manchmal ganz leise – mit einem Abend am Elbufer.
Du musst nicht alles sofort erleben. Manches darf ein Wunsch bleiben, der auf dich wartet.
Und manchmal reicht ein kurzer Moment, um zu wissen: Da will ich auch mal hin.
Hast du auch so einen „Das mache ich einmal im Leben!“-Traum?
Dann erzähl mir davon – oder noch besser: Setz ihn um. Jetzt. Nicht irgendwann.
Denn das Meer wartet nicht.